Mittwoch, 21. Februar 2024

Tagebuch einer, die auszog das Kuren zu lernen - Teil 2

 Am dreizehnten Tag...

war es morgens recht angenehm, ich wurde zu halbwegs christlicher Zeit vom etwas zu heiß eingestellten Infrarotstrahler angebraten, ein Schweinsbraten-im-Rohr-Gefühl. Um Hilfe gerufen, und bei niedrigerer Temperatur fertig gegart. Dann von einem gesprächigen Ex-Bäcker sehr gut durchgeknetet. Wahrhaft wonniglich entspannt habe ich mich danach wieder zur allseits beliebten Aqua-Fit Gymnastik ins Wasser geworfen. Das Planschen macht Spaß und tut mir wirklich gut.

Viele, viele bunte Nudeln...

Am Nachmittag haben's mich erst unter Strom gesetzt, und dann aus der Nordic-Walking-Gruppe raus geschmissen. Ich war denen zu langsam, und eine langsamere Gruppe wollten die beiden TrainerInnen nicht bilden. Hatten wohl keine Lust mit mir durch den Wald zu schleichen. Bäää.

Somit bin ich wieder zum Arzt zitiert worden, dermal wars eine einsichtige Ärztin. Ich darf nun mehr Gymnastik machen, zu Wasser und an Land, und Zirkeltraining, das ist ok. Weil das mach ich wie es mir gut tut, und letzteres hat viiiele Pausen.


Am vierzehnten Tag...

musste ich mich bemühen um 7:00 beim Sensomotorik-Training schon koordinierte Bewegung hinzukriegen. War nicht einfach. Diese Gymnastikbälle haben schon ein gewisses Eigenleben...

Dafür hat das Frühstück danach umso besser geschmeckt. Solang keine(r) in meinem Blickfeld den ach so gesunden Haferschleim in sich reinschlürft. Würg.

Nach einem kurzen Vormittagsdunkerl war dann Heilgymnastik angesagt, die mir wirklich gut tut. Auch wenn die Schultern dabei grummeln und krachen.

Danach bin ich ein Stündchen durch den Wald geschlendert, und das war gut so, dann Nachmittag hat's geschüttet und Graupel geschauert. Schade, dass die wunderschönen bemoosten Felsen hier alle so groß sind...

Saftig grünes Moos auf Harbacher Granit

Aus dem hübschen schwarz-weiß gesprenkelten Harbacher Granit, und auch aus dem braun-grau gemusterten Nebelsteiner Granit wird hier sogar hübscher Schmuck gefertigt. Noch war ich nicht in der Schmuckwerkstatt im Nachbarort, noch nicht...

Nachmittags noch zur Entspannung wieder auf eine Fantasiereise gegangen. Bin im Geist durch meinen Garten gewandert. Da ich ja erst am Sonntag dort war, waren die Bilder in meinem Hirn recht deutlich:

Ganz entspannt hab ich natürlich an den Baldrian gedacht,
so unscheinbar schaut der jetzt im Frühjahr aus.


Und so im Sommer. Duftet sehr angenehm,
im Gegensatz zur Wurzel die ziemlich stinkt.
Bei einer Fantasiereise soll man auch bewusst an Gerüche denken,
an dem Wind im Gesicht, und das weiche Gras unter den Füßen (im Traum immer ohne Disteln).

Danach Gratiskaffee (Stempelkarte ist voll!) und ein Kartenspiel. Ich habe wirklich ganz viel Glück in der Liebe... so wie ich da verloren hab.


Am fünfzehnten Tag...

zu akzeptabler Zeit (8:00) mich nett mit Max dem hübschen freundlichen Heilgymnastiker abgeplaudert. Ein bisschen geturnt haben wir auch. Nicht was ihr da denkt, es wurden die Übungen, die ich daheim weitermachen soll, erklärt und eingeübt. Darunter zwei im Liegen (yeah), aber leider auch zwei mit Arsch hoch am Rücken liegend (ächz).

Um zehn dann wieder in die schwarze heiße Brühe alias Moorbad gestiegen. Damit kriegt man eine Kühlspirale auf den Busen gelegt, die das Herz kühlen soll. Danach ist frau echt fertig und MUSS ruhen.

Dann war für diesen Tag auch schon Schluss mit therapiert werden: Habe den Nachmittag mit einem entspannten Schläfchen, und danach einem schweißtreibenden Spaziergang zu den Kamelen verbracht.
Wer die Natur nicht zum Sportgerät degradiert, und statt nur auf den Wag auch mal nach unten oder oben schaut, wird mit schönen Eindrücken belohnt:

Ahornrunzelschorf, ein Pilz auf Ahornblättern.
In Hintergrund Granit, links unten ein großer Feldspatkristall. 


Am Himmel kündigen "Föhnfische",
das sind linsenförmige Wolkengebilde,
den nächsten Föhnsturm an.

Den Abend mit den Kurschneckis verbracht. Derlei Sitzungen sind mitunter lehrreicher als so manches Arztgespräch. So habe ich erfahren, dass Alkohol nicht so toll bei Schilddrüsenunterfunktion ist. Abends dann trotzdem den Weißburgunder verkostet, denn - ebenfalls hier gelernt - Genuss (mit Maßen) ist ganz wichtig fürs Wohlbefinden.


Am sechzehnten Tag...

meinen Muskelkater wieder aufgefrischt. Erst im Morgengrauen Unterwassergymnastik gemacht, danach Zirkeltraining. Dazwischen ein leichtes Frühstück, damit auch bei den Übungen mit Baucheinsatz alles unten bleibt. Und endlich mal eine Therapeutin, die nicht spargeldürr, übermotiviert und dynamisch war, sondern ein sympathisches Moppelchen wie ich. Das hat mich derart beschwingt, dass ich heut statt meiner üblichen 0,5 kg gleich 2 kg Hanteln gestemmt habe. Und 8 kg gehoben. Da hat das Gebälk ordentlich gekracht.

Nachmittags gabs noch einen Vortrag vom Schoko-Psychologen zum Thema Stressbewältigung im Arbeitsalltag. Und nun heißt es sich eilen, den 5-Uhr-Kaffee nicht zu versäumen.

Am siebzehnten Tag...

durfte ich um 7:15 bereits einem Vortrag zum Thema Ernährung im Alltag für Berufstätige lauschen. Die epochalen Erkenntnisse daraus waren: Soletti haben weniger Fett als Chips, und Joghurt hat weniger Fett als Schlagobers.... Wirklich interessant war, dass Milchschokolade weniger Fett hat als die über 70%igen Bitterschokoladen. Und mindestens 2 l Wasser am Tag soll frau trinken...und pausenlos auf's Häusl rennen? Kurzum, nichts wirklich neues.

Um das Fett der in den letzten 5,9
 Jahrzehnten zuviel gegessenen Schokolade ein wenig abzubauen bin ich danach in den Wald gegangen. Und wieder was neues entdeckt:

Die erste wilde Frühlingsknotenblume


Die Steigung bin ich schon mit weniger Pausen hochgekommen, und mit der überschüssigen Energie hab ich ein Steinmandl gebaut:
Gabi was here


Nachmittag wurde ich dann mal wieder unter Strom gesetzt. Sicher war die Elektrifizierung schuld, dass ich in der Kurkonditorei doch/endlich schwach geworden bin:

Harbacher Mohntorte

Die war sowas von saftig, mit gschmackiger Marmelade gefüllt und von süßem Fondant umhüllt, ein Gedicht. 
Den Eindruck getrübt hat lediglich das sehr aufdringliche schwul-schwüle Rasierwasser des Kellners. Stellt euch vor, ein Iltis fällt in eine Flasche Chanel No.5... 


Am 18. Tag...
war morgens alles weiß, über Nacht hat es geschneit. Nicht viel, aber die angezuckerte Landschaft war wunderschön anzuschauen:

Waldviertler Wintertraum

Nach dem Frühstück war wieder Zirkeltraining angesagt, ich fürchte es war noch nicht das letzte. Zu Mittag gabs statt heißer Suppe heißen schlamm auf Schultern und ins Kreuz, erst danach durfte ich mich laben. Irgendwie habend die ganzen Therapien einen schlechten Einfluss auf die Hirntätigkeit, alle haben Schwierigkeiten sich zu erinnern, was frau den gestern als Menü für heute angekreuzt hatte. Immer wieder eine Überraschung "das hab ich bestellt???". Aber es ist eh fast egal was frau ankreuzt, Karotten sind eh fast überall dabei.

Über Mittag hat die Sonne das meiste vom Schnee weggeputzt, und ich habe gemeinsam mit einer der Kurschneckis einem Ausflug zur mystischen Steinpyramide von Groß Gerungs unternommen. Sie ist seit meinem letzten Besuch vor gut 10 Jahren leider sehr verfallen, nur eine Seite schaut noch halbwegs was gleich.

Steinhaufen statt Pyramide

Die besser erhaltenen Seite

Beim letzten Besuch hab ich mir irgendwie ungut gefühlt, dort wo sich rechtsdrehende (!) Wasseradern und Kraftlinien kreuzen. Diesmal hab ich nichts gespürt, außer Ärger über penetrante Esoteriker, die mit einer Wünschelrute herumgefüchtelt haben. 

Nach der Pyramide gabs Kaffee und einen Marzipanerdapfel. Auch diese Konditorei hatte die Steinpyramide als Mehlspeise im Sortiment. 



Am 19. Tag...
habe ich lieben Besuch gekriegt, von einer, die mir viel mehr als eine Arbeitskollegin ist :-) Wir haben viel Kaffee getrunken, gut gegessen, und viel geplaudert, leider auch über unangenehme Themen. Aber das Wetter war schön, und wir haben gemeinsam die legendären Harbacher Kamele bewundert und umrundet. 
Die hierorts sehr emsigen Maulwürfe verdienen es auch mal erwähnt zu werden. Ganze Maulwurfs-Gemeindebauten sind hier auf fast jeder Wiese zu sehen. Entweder gräbt es sich in der Waldviertler Erde so leicht, oder es gibt viele Regenwürmer und Engerlinge, oder es sind halt voll trainierte und motivierte Kur-Maulwürfe.

Am Bild ist nur ein Bruchteil der Maulwurfshaufen zu sehen

Dann ging's ab ins Schmuck/Deko/Glas-Eldorado (Kaffee!! Mohnknödel!), Zu guter Letzt wurde noch der örtliche Selbstbedienungscontainer um ein Stück überregionalen Tiroler Käse erleichtert.
Schon ziemlich müde zum Abendessen geschlurft, danach hat mir das Achterl mit den Kurschnecken den Rest gegeben, nix wie ab in die Heia.

Am 20. Tag...
schon vor dem Frühstück eine Massage verpasst bekommen, es ist immer wieder erstaunlich, wie gut die Masseuse/Masseurin? den Aua-Punkt in meiner Schulter findet. 

Bei der anschließenden finalen Wiegung die Rechnung präsentiert gekriegt, für die Mehlspeis- und Weinsünden der letzten Tage. Ich hab zwar was abgenommen, aber es hätte mehr sein können. Wahrscheinlich hab ich ur-viel Muskelmasse aufgebaut, und Muskeln sind ja schwerer als Fett. Und den Zimmerschlüssel hatte ich auch im Hosensack...

Vor dem Mittagessen musste ich noch mit der Wirbelsäule turnen, dafür durfte ich am Nachmittag nochmal ins Moorbad. Letzteres hab ich mir erst als dicke Moorpampe vorgestellt, aber es ist eher Moortee, in dem frau 15 Minuten dümpeln darf. Dennoch werden pro Bad 30 kg Moor zugesetzt, hat mir die Moorbadefrau verraten.

Abends haben die Kurschneckis feucht-fröhlichen Abschied gefeiert, denn zwei der 4 Schnecken werden schon morgen frühabreisen.

Am 21. Tag...
musste ich ein letztes Mal turnen, dann war nur mehr Verwöhnen angesagt: 
Erst eine extralange 51-Euro-Massage, dann Ultraschall, und zum Abschluss eine wonnigliche Hydrojetmassage. Ich wollt ja gar nicht mehr aufstehen von dem wunderbar warmen wogenden Wasserbett...
Das finale Arztgespräch hat gerade Mal 3 Minuten gedauert. Echt entbehrlich.

Nachher dann ungeplant nochmal Trainingspuls erreicht, denn der Lift in die Garage war kaputt, und ich bin mit meinem Gepäck einmal alle Gänge abgefahren, in der Hoffnung einen alternativen funktionierenden Lift zu finden. Leider nein... fluch und schnauf und schwitz.

Was habe ich alles in meine Koffer und Taschen gepackt:
Nicht nur schmutzige Wäsche,
sondern auch Waldviertler Mohn (als Körndl und in Tortenform), 
Blunze, Geselchtes und Waldviertler Erdäpfel,
Arnikatinktur für den leidenden Besten von allen, 
drei nette Bekanntschaften, denen ich viel Erfahrung beim Kartenspielverlieren, und ein wenig auch beim Gewinnen verdanke,
die Erinnerung an viele Waldbäder und ein seltenes Schwammerl,
etliche Cocktails, einige Achterln, und ungezählte Melangen, aber nur eine Mohntorte, 
trotzdem (oder deswegen?) fast zwei Kilo weniger und ein bisschen mehr Kondition,
und ganz viel Vorfreude auf daheim.

Hier endet der Kurblog, denn am 22. Tag geht's früh morgens heimwärts.

Freitag, 9. Februar 2024

Tagebuch einer, die auszog, das Kuren zu lernen - Teil 1

Nachtrag - der Tag vor der Abreise...

Kofferpacken war nicht leicht, was nehm ich mit, was lass ich da. Hätte ich gewusst, dass es plus 14 Grad hat und frau hauptsächlich Leggings und Leiberl bzw. Bademantel und drunter fast nix anhat, hätt ich die 10 warmen Pullover daheim gelassen.

...ich komme mit!



Am ersten Tag….

Gleich nach der Anreise in den Hohen Norden die Gelegenheit genutzt und einen netten Achtsamkeitsspaziergang alias Waldbaden mitgemacht. Die Teilnehmer über den Unterschied zwischen Fichten- und Tannenzapfen aufgeklärt: Das was hier im Wald am Boden liegt bzw. der aktuelle Sturm uns um die Ohren schmeißt sind IMMER Fichtenzapfen. Weil die Tannen ihre Zapfen nicht im Ganzen runterschmeißen, sondern nur einzelne Zapfenschuppen. Ich kann halt nicht anders…

ganz genau, Entspannung und Entschleunigung ist angesagt

 
Abends den ersten inneren Schweinehund überwunden und Karotten gegessen. Einen ganzen Berg Karottensalat. Der darauf thronende Bioschafskäse war ausgesprochen gut, zu den Karotten verweigere ich die Aussage.

Abends (gut gestärkt vom Karottensalat) die unendlichen Gänge und Etagen der Anstalt erkundet, es gibt gefühlte 20 Lifte die jedes Mal woanders enden, und endlose Gänge und Winkel. Soviel bin ich schon lang nicht mehr gewandert. Allein das Hallenbad lässt sich der Nase nach finden, idealerweise situiert die Kurkonditorei gleich nebenan. Dort ist der Kaffee weniger heiß, und die Mohntorte noch verlockender…

 

Am zweiten Tag…

Erfahren, dass man nicht "Kur" sagen soll, sondern "Gesundheits-Vorsorge Aktiv" (GVA). Warum gibt es dann eine Kur-Konditorei statt einer GVA-Konditorei?

Einen längeren Spaziergang zwischen zwei Vorträgen gemacht, und einen Biobauernhof mit Pferden, Eseln, Kühen, Alpakas, Yaks und Kamelen entdeckt. 


Yak - mit zwei Köpfen,
wie das "Stoßmichziehdich" aus Dr. Doolittle

Yak frontal

Ein reizvoller Anblick, so ein Kamel ganz ohne Wüste. Oder zwei.

Kamelbeweisfoto.
Das kleine wollte heute partout nicht hinter seiner Mama hervor

Das erste Kaffeehaus im Haus getestet, am Cappuccino die Zunge verbrannt. Höchst erfreulicherweise gibt es eine Kaffeestempelsammelkarte, der 10. Kaffee ist gratis. Das schaffen wir doch locker!

Das Diätforum war auch sehr spannend, Haferflocken sind das ultimative Allheilmittel. Vor allem im 4. Aggregatzustand als Schleim oder Müsli-Gatsch. Lecker.

 

Am dritten Tag wird’s ernst….

Die erste Heilgymnastik um 7:00 war noch recht virtuell, du kriegst einen QR-Code fürs handy und dann kannst ein Video anschauen. Ein bissl was wurde auch geübt, toll fand ich die Übung "Sleeper Stretch" gegen mein Knödl unterm Schulterblatt, die liegend im Bett ausgeführt werden kann. Achja, der Therapeut war sehr freundlich und gab auch was fürs weibliche Auge her :-p

Dann wurde ich angebraten (Infrarot) und fest geknetet (Heilmassage). Schon etwas ganzkörperverschmerzt ging‘s dann zur Folter dritten Grades genannt Ergometertraining. Echt, sowas macht wer freiwillig?

Echte Endorphine hat ein kurzer Spaziergang zwischendurch gebracht, hab ich doch tatsächlich ein gaaaanz seltenes Schwammerl entdeckt, einen prächtigen Chaga alias Schiefer Schillerporling. Das ist ein richtiger once-in-my-life Pilz. Schaut zwar recht unspektakulär aus, aber ich war richtig high nach dem Fund. Das kann kein Fahrradl dieser Welt…

Chagapilz in seiner ganzen Pracht - eine schwarze, harte, außen bröselige Beule am Baumstamm

im Inneren leuchtend orangebraun und pilzig duftend
 

Am vierten Tag hatten sie ein wenig Erbarmen...

ich durfte ausschlafen (bis halb acht, da ist die Bude hier schon eine Stunde voll am brummen) und das Frühstück mal geniessen (Mohnstriezerl! Butter!! Brombeermarmelade!!!). Es war sogar Zeit für einen Vormittagsspaziergang bei strahlendem Sonnenschein.

ein Kaspar David Friedrich hätt seine Freud gehabt mit so einem Motiv

Idyllische Gegend soweit das Auge reicht

Dann wurde ich dampfgegart. Bewegungsunfähig eingewickelt mit brennheißem Fangoschlamm am Rücken und im Kreuz. Wie eine 20minütige Dauerhitzewallung...

Hernach ärztlich angeordnetes Vormittagsdunkerl, dann nett mit der Zimmerfee geplaudert. Die Leut hier im Haus sind durchwegs sehr freundlich, auch von den eher grimmig wirkenden Eingeborenen kannst mindestens ein fröhliches "Griasdi" erwarten.

Nachmittag dann am "Kreativkurs" teilgenommen. War wirklich unterhaltsam, habe ein Türschild für den Hühnerstall gebastelt, und eine Fußmatte dekoriert. Die anderen Damen haben rosa Blümchen, Feen, Herzerl und Sinnsprüche aufschabloniert, aber auch für mich  war eine passende Schablone dabei:

da dongggg, da donggg, da dong dong dong dong...


Am fünften Tag...

da war endlich mal richtig ausschlafen angesagt, weil therapiefreier Sonntag. Nach einem genussvollen Frühstück leider die Abholung zur Schmuckwerkstatt versäumt, aber da war ich nicht die einzige. Mich mit einer netten älteren Dame zusammengetan und trotz beginnendem Nieselregen den örtlichen Waldlehrpfad erkundet. Der zwar nicht im Wald verläuft, aber doch bemerkenswertes bietet. Unter anderem eine tolle 100jährige Fichte, eine riesige Douglasie, und auch ein hübsche Blondine, leider hinter Gitter:


Waldviertler Blondvieh?

Am sechsten und am siebenten Tag...

Da haben's mich voll geschunden: Nicht nur seit drei Tagen TÄGLICH das elendigliche Ergometertraining, nein auch noch 50 Minuten Zirkeltraining, und zum Drüberstreuen eine Gymnastikeinheit. Mal im Wasser, mal an Land. ÄCHZ. Habe einen Ganzkörpermuskelkater, sogar das Nichtbewegen schmerzt.... 

Immerhin hab ich beim 2. Ergometertraining schon stolze 72 Watt erreicht. Der Föhn im Bad hat 600 Watt, und das auf der kleinsten Stufe. Ist irgendwie frustrierend.

Das Wort Training wird übrigens von Träne abgeleitet, konkret Schweißträne, und kann daher auch Träning geschrieben werden.

Aber es gibt auch positives zu berichten: Eine spaßige Kartenpartie mit meinen Tischnachbarinnen, ich bin am 3. Platz gelandet (von 3 Teilnehmerinnen...). Unter teils bösen Blicken von anderen Gästen, weil wir gar so gekudert haben.

Auf der Kaffeestempelkarte nähere ich mich langsam aber stetig dem Gratiskaffee. Bislang war ich der Waldviertler Mohntorte gegenüber standhaft.

Entdecke fast täglich neue Wege: Der 2. Stock meiner Etage grenzt direkt an das Obergeschoß des Nachbarhauses wo sich nach zwei langen Gängen der Lift befindet, der zu dem Lift führt mit dem man in die Garage kommt. Heureka!

Gestern (Tag 6) nachmittag wollte ich nach all dem Indoor-Geschwitze an die frische Luft, noch etwas spazieren gehen. Habe mir den sogenannten "Glücksweg" ausgesucht, läppische 4 Kilometer. Immer wieder steht ein nettes Bankerl und lädt ein zum Verweilen, schad nur dass es sehr windig und saukalt war.

"Setz di her do!"
Rasten statt hasten!

Reserviert für MICH!

Leider waren die Wegweiser öfters gut versteckt, was zu ungeplanten Umwegen geführt hat. Bin dann letztendlich 2 Stunden durch den Wald gehatscht. Es war am Rückweg schon recht finster, und da begegnet man im mystischen Waldviertel auch dem einen oder anderen gespenstischen Wesen:

Bloß ein alte Korbweide? oder doch ein mehrköpfiger Waldgeist?


Am achten Tag...

hab ich rebelliert. Jeden Motor soll man warmfahren bevor die volle Leistung abverlangt wird. Ich soll Ergometrie machen, Zirkeltraining und zum Drüberstreuen noch Gymnastik. Und das wo ich nie Sport gemacht habe/mache/machen werde. Habe daher das gar gräuliche Radfahren verweigert (ging erstaunlich problemlos), warten wir mal was der Anstaltsarzt dazu sagt, Besprechta ist für morgen angesetzt.
Kein Tier ist so blöd freiwillig Sport zu machen, so dämlich ist nur der Mensch (Zitat Klaus Eckel). Wie wahr.

Es gibt aber auch Bewegung die ich gern mache, z.B. die Unterwassergymnastik, oder das Aqua Vital Turnen im Hallenbad.
Angenehm war das Moorvollbad, weil nahezu bewegungslos zu absolvieren. Trotzdem war ich hernach sehr, sehr müde.
Auch die Hydro-Jet-Massage (Unterwassermassage ohne nass zu werden) war zum schnurren.

Völlig entspannt sind meine Tischnachbarinnen und ich dann am Nachmittag nach Weitra gefahren, mein wenigstens für heute verstorbenes Ergometer bei Kaffee und Kuchen zu feiern. Weitra ist eine kleine mittelalterliche Stadt mit netten bunten Häusern, einem recht großen Schloss und einer kleinen Brauerei.
typische Weitraer Spezialität, das K...krapferl. Es soll die Groß Gerungser Steinpyramide darstellen

Sgraffito-Haus am Hauptplatz

Hopfenblütenteeerzeugungsanstalt

Am neunten Tag...

bin ich in der früh galvanisiert worden. Wenig spektakuläres Kribbeln und Pochen.
Der Ganzkörpermuskelkater klingt langsam ab, mir tun nur mehr der Hals, die Schultern, der Rücken, der Bauch, der Hintern, und die Beine weh. Und die Oberarme. 
Auch wenn der Trainer beim Zirkleltraining mein 2kg-Gewicht beanstandet hat, bin ja net am Egotrip wie manche Herren die da mit dem 13kg-Gewicht mit rotem Kopf herumschweissln. Überhaupt, so manche olfaktorische Watschn kriegst da schon in den Turnsälen und auf den Gängen.

Der Anstaltsarzt hatte leider wenig Erbarmen, statt 20 min Ergometer muss ich jetzt 50 min Nordic Walken. Aber erst nächste Woche... erleichtert schnauf. Und mein Ganzkörpermuskelkater sei ein gutes Zeichen, nämlich dass sich was (ich mich) bewegt. Es sei auch ganz normal, dass die Beschwerden am Anfang mehr werden. Wenn das so bleibt muss ich nach der Kur in Krankenstand gehen :-p

Am zehnten Tag...

musste ich nur 10 Minuten turnen, der restliche Tag war Entspannung pur. Erst eine Traumreise an einen Strand, blöd nur dass der Strand mein persönliches Mantra beim Zahnarzt ist. Somit wars an meinem Strand Nacht und am Horizont waren keine Segelschiffe zu sehen, sondern ein Gewitter zu.
Das Workshop Mentale Gesundheit hat mir gut gefallen, besonders der Teil zum Thema Genuss mit genussvollem gemeinsamen Schokoladeessen in der Gruppe.

Zwischendurch war genug Zeit für eine kleine Wanderung (sogar bergauf). Dem milden Wetter ist es wohl zu verdanken dass ich einen frischen Pilz gefunden hab. Dem vielen Trainieren ist es wohl zu verdanken, dass ich den Pilz nicht erkenne, weil alles Blut aus dem Hirn in den Muskeln gebraucht wird.
Nachtrag: Es ist wahrscheinlich ein Harziger Sägeblättling, ein echter Winterpilz der nur von November bis März wächst. Nicht selten im Waldviertel, an morschem Fichtenholz. Er hätte eine klebrig-harzigen Hut haben sollen, war aber samtig-glatt. Vielleicht hat der viele Regen der Vortage das "Harz" abgewaschen".


An Nachmittag nach einer Stunde angewandter Ganzkörperentspannung habe ich mein Auto zwecks Batterietraining zu einer all-in-one Bleikristallschleiferei, Glasbläserei, Deko-Kaffeekonditorei bewegt, und mich anschließend noch ganz entspannt 1 km durch den schon recht finsteren Wald.
Ein blecherner Hirschkäfer ist hängen geblieben (aus dem Shop).

 

Am Elften Tag ...

sind drei der vier "Kurschneckis" nochmal zum Glas-Deko-Elysium gepilgert. "Kurschneckis" wegen unserer Kraftiere bzw. indianischen Sternzeichen (worüber frau halt so plaudert, beim 2. Schilcherol), dem Frosch (Meins), dem Säbelzahntiger, der Eule und eben der Schnecke.

Kurschnecke.
Eine lehrreiche Führung zum Thema Glas gab es auch, und nicht nur optische, sondern auch akustische Eindrücke. Mit Hilfe einer Glasplatte und einer Stereoanlage konnte frau voll abrocken, eine Alexa gab's auch zum Song-auswählen.

Nachher wurde gesündigt:

Capucchino und Birnen-Weißmohn-Strudel

Am zwölften Tag...

hab ich den Besten von allen besucht, weil er leider nicht fahrtüchtig war. Ist mir schwer gefallen wieder abzureisen...